Kurz nach seiner Amtseinführung versammelte der neue US-Präsident Donald Trump die Spitzen der amerikanischen Automobilindustrie im Weißen Haus, um Amerikas hochrangigsten Automanagern seine Strategie für die zukünftigen vier Amtsjahre darzulegen.

„Zuckerbrot und Peitsche“ – das war wohl nichts

Zuckerbrot und Peitsche, so das Motto Trumps, werde „America great again“ machen. Wer die Produktion in den USA ausbaue oder aus dem Ausland heimhole, dem würden nicht nur massive Steuersenkungen in der Heimat winken, sondern auch die Regulierungsvorschriften für die Industrie wolle er um bis zu 75% beschneiden, wie Trump damals verlautbarte.

Wer in der Zukunft trotz allem gegen diese Strategie handele, dem würden allerdings Strafen auferlegt, die in Form einer einzuführenden Border Tax auf aus dem Ausland in die USA reimportierte Güter daherkommen werde, so Trump und das Weiße Haus.

Es erweckte damals den Anschein, als ob das medial bis in den letzten Winkel inszenierte Gespräch zwischen dem neuen US-Präsidenten und Amerikas Autovorständen in guter und recht lockerer Atmosphäre verlaufen sei. Man habe sich verstanden, wie es damals hieß.

Surprise! Ford verlagert die Produktion nach….China!

Nur wenige Monate später kann davon wohl keine Rede mehr sein. Trotz des durch Donald Trump ausgeübten Drucks, wird der Autokonzern Ford die Produktion seines Modells Focus nun nicht – wie einst geplant – nach Mexiko, sondern nach China verlagern.

Vor dem Amtsantritt Trumps verfolgte das Ford-Management Pläne, laut denen ein neues Focus-Werk im Gesamtumfang von über $1 Milliarde in Mexiko gebaut werden sollte. Diese Pläne wurden nach der Zusammenkunft mit Trump aufgegeben.

Erst sah es so aus, als würde das Ford-Focus-Werk in Michigan erhalten bleiben…

Die nun überraschend durch Ford getroffene Entscheidung zu einer Produktionsauslagerung aus dem US-Bundesstaat Michigan nach China dürfte durch Trump als Affront aufgenommen werden, nachdem doch alles bereits danach aussah, als ob die Arbeitsplätze im Fords Focus-Werk in Michigan auch über die nächsten Jahre erhalten bleiben würden.

Doch Pustekuchen, laut Mitteilung seitens Fords vom vergangenen Dienstag solle die Produktionsverlagerung nach China bis zum Jahr 2019 abgeschlossen sein. Trump, der die angedachte Produktionsauslagerung des Ford Focus im Januar als absolutes Unding bezeichnet hatte, drohte Ford damals mit der Verhängung von Zollanhebungen in der Heimat.

…Trump hatte auch schon sein präsidiales Dankeschön getwittert

Wie die obige Twitter-Meldung aus dem Monat Januar zeigt, bedankte sich Trump öffentlich bei Ford für das einsichtige Verhalten des Konzerns. Doch nachdem das Ford-Management zunächst eingelenkt hatte, folgt nun die überraschende Produktionsverlagerung des Focus-Werks nach China.

Einsparungen von einer Milliarde Dollar machen angedrohte Border Tax irrelevant

Laut einem Bericht auf der Seite von Bloomberg plane der amerikanische Autobauer die in der Zukunft in China zu fertigenden Vehikel auf den amerikanischen Fahrzeugmärkten zu verkaufen. Ford bezeichnet die bevorstehende Produktionsverlagerung nach China laut eigener Aussage als größte Reimportaktivität von China in die Vereinigten Staaten, die es jemals gegeben habe.

Grund für die Produktionsauslagerung seien – wie einst im Falle Mexikos – die deutlich niedrigeren Arbeitskosten in China. Laut interner Berechnungen werde der Ford-Konzern nach der Produktionsauslagerung nach China rund $1 Milliarde an Produktionskosten einsparen.

Selbst eine Verlagerung nach Mexiko hätte eine solche Kosteneinsparung bei Weitem nicht einspielen können. Wie Ford weiter mitteilte, seien die mit der Produktionsverlagerung nach China verbundenen Kosteneinsparungen derart gewaltig, dass die Maßnahme selbst dann Sinn mache, falls der Kongress eine Grenzsteuer auf im Ausland produzierte Güter verabschieden sollte.

Trotzdem Entwarnung in Michigan und 1000 neue Arbeitsplätze in Kentucky

Trotz allem betonte das Ford-Management, dass im Zuge der Produktionsverlagerung des Ford Focus nach China in Michigan keine Arbeitsplätze verloren gehen würden. Ab Ende des Jahres 2018 werde sich die Belegschaft des Werks in Michigan auf den Bau von größeren und kompakteren – und somit profitableren – Fahrzeugen fokussieren.

Gleichzeitig beabsichtigt Ford einen Betrag von rund $900 Millionen im US-Bundesstaat Kentucky zu investieren, wo zukünftig SUVs wie der Lincoln Navigator gebaut werden sollen. Auf diese Weise würden an diesem Standort 1.000 Arbeitsplätze für die Zukunft gesichert.  

Verhaltene Reaktion aus dem Weißen Haus

Die Reaktionen auf die Ford-Entscheidung aus dem Weißen Haus fielen bis dato recht verhalten aus. In Trumps Regierung sei es Konsens, dass ein von Grund auf neues Steuersystem aus der Taufe gehoben werden solle, das heimische Unternehmen zu einer Wiederansiedelung von Produktionskapazitäten in der Heimat und der damit verbundenen Schaffung von neuen Arbeitsplätzen zu ermutigen beabsichtige, wie es aus dem Weißen Haus hieß.

In einem Kurzstatement seitens US-Wirtschaftsminister Wilbur Ross hieß es, dass die überraschende Ankündigung von Ford einmal mehr zeige, wie flexibel multinationale Konzerne im Hinblick auf geographische Produktionsverlagerungen heutzutage tatsächlich sind.

Fehlende Weitsicht - heutzutage entscheidet nur noch der Preis

Bloomberg zitierte einen renommierten Fahrzeugmarktanalysten, der gegenüber dem Sender erklärte, dass vor 20 Jahren kein Amerikaner auch nur in Erwägung gezogen hätte, ein in China produziertes Fahrzeug zu kaufen. Doch heutzutage blickten die Käufer lediglich auf den Preis, um darauf zu hoffen, dass die Leistungsfähigkeit ihres Fahrzeugs hoch sein wird.

Ja, genau. Und hier schließt sich der Kreis. Es lässt sich gewiss Tag ein Tag aus über die Geschehnisse und Entwicklungen an den globalen Wirtschaftsmärkten schimpfen und lamentieren.

Doch solange die Verbraucher in den westlichen Industrieländern nicht endlich aufwachen und Verständnis dafür aufbringen, dass der Kauf von in der Heimat produzierten Produkten und Gütern Arbeitsplätze und Einkommen in der Heimat sichern, wird sich nichts ändern. Die Leute tragen mit dazu bei sich durch ihre Kaufentscheidungen den Ast abzusägen, auf dem sie selbst sitzen.

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